Wie Gewaltfreie Kommunikation hilft, das anzusprechen, was wir sonst lieber verschweigen würden
Kennst du das auch? Dieses flaue Gefühl im Bauch, wenn du eigentlich etwas ansprechen möchtest – es dann aber doch lieber sein lässt? Aus Angst, jemanden zu verletzen. Oder weil du selbst noch gar nicht genau weißt, wie du es sagen sollst. Vielleicht sogar, weil du Sorge hast, dass ein Konflikt eskaliert oder dich jemand falsch versteht.
In solchen Fällen setze ich gerne die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ein. Die GFK ist ein Konzept von Marshall Rosenberg, das so einfach klingt, aber tiefgreifende Veränderungen bewirken kann – besonders im Team, in der Partnerschaft, aber auch im Umgang mit mir selbst.
Was ist Gewaltfreie Kommunikation eigentlich?
Gewaltfreie Kommunikation (kurz: GFK) ist eine Kommunikationsmethode, die auf vier Schritten basiert:
Beobachtung statt Bewertung
Wir sprechen aus, was wir wahrnehmen – ohne Interpretation oder Schuldzuweisung.
„In der letzten Teambesprechung habe ich gesehen, dass du öfter auf dein Handy geschaut hast.“statt „Du warst wieder mal total unkonzentriert.“Gefühle benennen
Statt Vorwürfe zu machen, sagen wir, wie es uns dabei geht.
„Das hat mich verunsichert.“Bedürfnisse erkennen und ausdrücken
Gefühle sind Wegweiser zu unseren Bedürfnissen. Wenn wir sie teilen, machen wir uns greifbar – ohne anzugreifen.
„Mir ist wichtig, dass wir uns gegenseitig zuhören und präsent sind.“Bitte statt Forderung
Und dann formulieren wir einen Wunsch – offen, konkret und einladend.
„Wärst du bereit, dein Handy in der nächsten Besprechung auf stumm zu stellen?“
Marshall Rosenberg hat in seinem Konzept zwei Tiere eingeführt, um unterschiedliche Kommunikationsstile zu veranschaulichen: den Wolf, der analysiert, angreift, droht und alles besser weiß – und die Giraffe, die die Sprache des Herzens spricht. Die Giraffe bewertet nicht, sondern beschreibt, sie sagt, was sie fühlt, spricht offen über ihre Bedürfnisse – und äußert auf Augenhöhe ihre Wünsche.
Was passiert, wenn wir auf diese Weise kommunizieren?
Ganz einfach: Wir schaffen Verbindung statt Trennung. Wir geben unserem Gegenüber die Chance, uns wirklich zu verstehen – und laden zur Kooperation ein, statt zum Rückzug oder Gegenangriff.
Das gilt nicht nur im beruflichen Kontext für eine gelingende Teamkommunikation, sondern auch in der Partnerschaft, in der Familie oder in Freundschaften – überall dort, wo Menschen zusammenleben und -arbeiten.
Was sich verändert, wenn wir uns trauen, ehrlich zu sein – mit Herz
Wir sprechen die Dinge an, anstatt sie runterzuschlucken oder wegzulächeln. Wir nehmen uns und den anderen ernst, indem wir unsere Beziehungsebene bewusst und aktiv gestalten.
Klientinnen und Klienten berichten oft:
Wenn ich weiß, wie ich etwas sagen kann, sinkt mein Stresspegel schon, bevor ich überhaupt gesprochen habe.
Der „Wolf“ in mir – der gern mal urteilt, angreift oder sich zurückzieht – wird leiser.
Stattdessen übernimmt Sara, meine innere Giraffe, das Wort.
(Ja, sie hat einen Namen. Und ja – sie hat den Überblick, das große Herz und die langen Ohren.)
Empathie statt Eskalation
Was mich besonders fasziniert: Wenn Teilnehmende mit einer Giraffenhaltung sprechen, verändert sich oft auch sichtbar die Körpersprache ihres Gegenübers. Die Atmosphäre wird weicher. Die Gespräche echter. Und viele Konflikte lösen sich auf, bevor sie überhaupt richtig entstehen.
Gerade in Teams, wo verschiedene Persönlichkeiten, Bedürfnisse und Arbeitsstile aufeinandertreffen, ist empathische Kommunikation ein echter Gamechanger für Zusammenarbeit und Vertrauen. Und in der Partnerschaft sowieso.