Mit sich selbst in Kontakt kommen – der erste Schritt in ein bewussteres Leben
„Bewusstheit bedeutet, die Realität des Augenblicks zu erkennen – nicht das, was war oder was sein sollte.“ – Fritz Perls
Kennt ihr Menschen, die Yoga machen und berichten, dass das Training ihre Eintrittskarte hin zu einem besseren Körperkontakt ist? Eckhart von Hirschhausen erzählte einmal augenzwinkernd bei einem Mentaltrainerkongress, dass viele Männer Yoga so lange ablehnen, bis sie in einer Burnout-Klinik zum ersten Mal damit in Berührung kommen – und dann plötzlich auch mit sich selbst. Dieser kleine Schmunzler verdeutlicht: Es braucht manchmal einen Umweg oder einen Weckruf, bis wir wirklich in Kontakt mit uns selbst treten.
Wie oft rennen wir durch den Tag, funktionieren, reagieren, erfüllen Erwartungen – und merken erst abends, dass wir uns selbst kaum gespürt haben? Mit sich selbst in gutem Kontakt zu sein, bedeutet, den inneren Lärm leiser zu drehen und wahrzunehmen, was wirklich da ist: Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Bedürfnisse.
Wenn wir uns selbst spüren, können wir bewusst handeln statt automatisch zu reagieren.
Wozu ist es gut, mit sich selbst in Kontakt zu sein?
Stell dir vor, du sitzt an einem Sommertag am See. Du spürst den warmen Boden unter dir, den leichten Wind auf deiner Haut, hörst das Plätschern des Wassers. Genau dieses feine Spüren – nur nach innen gerichtet – ist Selbstkontakt. Und dieser Selbstkontakt ist es, der für viele positive Aspekte im Leben sorgt:
Klarheit: Du erkennst, was du brauchst, statt dich von anderen leiten zu lassen.
Selbstregulation: Du atmest erst durch, bevor du reagierst – und triffst dann bessere Entscheidungen.
Ruhe & Balance: Du hörst die Signale deines Körpers, bevor der Stress überhandnimmt.
Authentische Beziehungen: Du kannst mitteilen, wie es dir geht, und anderen ehrlicher begegnen.
Was hindert uns daran, mit uns in Kontakt zu gehen?
Viele von uns haben früh gelernt, ihre Gefühle herunterzuschlucken.
„Reiß dich zusammen.“ – „Sei nicht so empfindlich.“ – „Emotionen gehören hier nicht hin.“
Wir passen uns an, funktionieren – und verlieren dabei manchmal den Kontakt zu uns selbst.
Weitere Hindernisse sind:
Wie können wir lernen, wieder in guten Kontakt mit uns zu kommen?
Der erste Schritt ist, innezuhalten und zu spüren: Wo bin ich gerade mit meiner Aufmerksamkeit? Was fühle ich? Was brauche ich?
Eine einfache Übung dafür ist ein täglicher Selbst-Check. Dafür kannst du dieses Arbeitsblatt nutzen und sieben Tage lang morgens, mittags und abends deine Emotionen, dein Stresslevel und besondere Ereignisse notieren.
Wenn du das eine Woche lang machst, wirst du Muster erkennen:
Was bringt dich in guten Kontakt mit dir?
Was raubt dir Energie?
Welche Ressourcen brauchst du, um dich zentriert zu fühlen?
Studien zeigen: Regelmäßige Achtsamkeitspraxis – wie z. B. Meditation – verbessert nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern auch den Fokus, die Resilienz sowie die Zusammenarbeit in Teams. Und manchmal hilft schon eine kleine tägliche Musterunterbrechung – ein Atemzug, ein kurzer Spaziergang, ein Moment der Stille. Diese kleinen "Pausen" sind wie Türöffner in den Kontakt mit dir selbst.
Mit Selbstempathie klappt es noch besser
Über Innehalten, Meditation oder Achtsamkeitsübungen wird die Selbstwahrnehmung gefördert. Doch damit sie wirklich trägt, braucht es auch ein wenig Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge. Wenn du dir begegnest, begegne dir mit einer freundlichen, empathischen Haltung, im Sinne von:
„Es ist okay, dass ich das gerade so empfinde.“ „Spannend, dass dieses Gefühl auftaucht – was will es mir zeigen?“
Je wertschätzender du dir begegnest, umso mehr kann sich zeigen, was gerade wirklich dein Thema oder Bedürfnis ist. Selbstkontakt ist wie ein innerer Kompass: Er hilft dir, in stürmischen Zeiten die Richtung zu halten. Und vielleicht entdeckst du auf dem Weg sogar Seiten an dir, die du lange nicht gesehen hast.
Viel Freude bei deiner Selbstwahrnehmung – und vielleicht auch beim Ausprobieren des kleinen Selbstchecks.