Lernen, Nein zu sagen und trotzdem ein gutes Gefühl zu haben
Wenn der Glaube Grenzen setzt – Frau Selbstfürsorge im Inneren Team
Selbstfürsorge im Job ist mehr als ein Modewort. Sie ist die Voraussetzung dafür, gesund und leistungsfähig zu bleiben. Dafür braucht es eine gehörige Portion Wahrnehmungskompetenz – nach innen gerichtet: Wie geht es mir gerade? Ist noch genügend Energie im Tank? Kann ich die zusätzliche Aufgabe meistern? Wenn ja – wunderbar. Und wenn nein, darf auch „die innere Selbstfürsorge“ die Aufgabe ohne schlechtes Gewissen ablehnen.
Einige Menschen gelingt das mit Leichtigkeit. Andere tragen ein tief verankertes Muster in sich, immer „Ja“ sagen zu müssen – selbst dann, wenn Körper und Geist längst signalisieren: „Ich brauche eine Pause.“ Gerade in Zeiten von Stress und hoher Arbeitsbelastung ist das ein wichtiger Indikator dafür, dass die eigene Grenze erreicht ist.
„Ich muss es allen recht machen.“
„Wenn ich Nein sage, enttäusche ich andere.“
„Nur wenn ich leiste, bin ich wertvoll.“
„Ich kann die anderen nicht hängen lassen.“
Diese Überzeugungen wirken wie leise Steuermechanismen, die häufig in der Kindheit oder auch später entstanden sind – meist mit der positiven Absicht, Liebe, Anerkennung, Zugehörigkeit oder Sicherheit zu sichern. Im Erwachsenenleben wirken sie jedoch oft dysfunktional und einschränkend, statt uns selbstwertstärkend und freiheitsliebend zu unterstützen.
Glaubenssätze im Coaching – die Basis für Veränderung
In meiner Coaching-Arbeit begegnen mir diese Muster regelmäßig. Glaubenssätze können antreiben, aber auch blockieren. Sie prägen unser Verhalten und gehen Hand in Hand mit unseren Werten. Dieses Werte-Fundament mit kraftvollen Glaubenssätzen zu erarbeiten, schafft eine gesunde, selbstwertstärkende Basis, um den beruflichen wie privaten Alltag stimmig und kraftvoll zu gestalten.
Als NLP-Trainerin nutze ich Methoden der Reflexion und Veränderung, ergänzt durch Elemente aus dem Schema-Coaching sowie der Kommunikationspsychologie. Besonders wirkungsvoll wird diese Arbeit, wenn aus einem alten Glaubenssatz wie „Mach es allen recht“ Schritt für Schritt ein neuer Satz entsteht: „Sag ja zu deinen Bedürfnissen.“
Das Innere Team nach Schulz von Thun
Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun beschreibt unser Innenleben als ein Team aus verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Jede Stimme verfolgt ein Ziel und meint es gut – doch manchmal reden sie durcheinander.
Da gibt es zum Beispiel:
-> den Harmoniker, der Konflikte vermeiden möchte,
-> den Antreiber, der immer nach Leistung strebt,
-> den Helfer, der gebraucht werden will,
-> und – manchmal ganz leise – Frau Selbstfürsorge.
Frau Selbstfürsorge – die leise Stimme im Team
Frau Selbstfürsorge ist die Kollegin, die aufmerksam aufzeigt, wenn die Energie zur Neige geht. Sie erinnert daran, dass Pausen produktiv machen, dass Grenzen Ausdruck gesunder Kommunikation sind und dass ein Nein kein Egoismus ist, sondern Klarheit.
Im hektischen Alltag bleibt ihre Stimme jedoch oft ungehört. Der Antreiber ruft: „Nur noch dieses Projekt!“ Der Harmoniker flüstert: „Mach es, sonst ist jemand enttäuscht.“ Der Helfer nickt: „Die anderen brauchen dich.“
Und ehe wir es merken, funktioniert das System – bis die Batterie leer ist und der Körper über Stresssymptome oder Burnout-Anzeichen signalisiert: Jetzt ist es genug.
Grenzen wahrnehmen und kommunizieren
Selbstfürsorge beginnt dort, wo Aufmerksamkeit entsteht. Frau Selbstfürsorge bekommt mehr Raum, wenn wir z. B.:
1. Bewusstsein schaffen – Welche Stimmen in mir sprechen, wenn ich „Ja“ sage?
2. Körperliche Signale ernst nehmen – Müdigkeit, Gereiztheit oder Konzentrationsmangel sind klare Hinweise.
3. Authentisch kommunizieren – Ein Nein kann respektvoll und klar zugleich sein.
Zum Beispiel: „Ich schätze dein Vertrauen, doch aktuell habe ich keine Kapazitäten, das zu übernehmen.“
4. Selbstmitgefühl kultivieren – Grenzen zu setzen bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen, nicht andere im Stich zu lassen.
Ein bewusstes Nein trägt zudem zu mehr Authentizität und Ehrlichkeit in Beziehungen bei und legt häufig den Grundstein für vertrauensvolle Verbindungen.
Fazit: Selbstfürsorge ist gelebte Eigenverantwortung
Selbstfürsorge beginnt mit einem bewussten Ja zu sich selbst. Sie ist Ausdruck innerer Stärke, Klarheit und Eigenverantwortung. Wer Frau Selbstfürsorge im Inneren Team zuhört, merkt, wie Balance und Ruhe zurückkehren. So werden Gesundheit und Leistungsfähigkeit gewährleistet.
In meinen Coaching-Prozessen in Köln-Ehrenfeld begleite ich Menschen dabei, ihre inneren Teammitglieder wieder in Kontakt zu bringen. Besonders in Phasen von Überforderung, Stress oder Erschöpfung wird deutlich, wie wichtig es ist, der Stimme der Selbstfürsorge Gehör zu schenken – und eher auf ein Nein als auf ein äußeres Ja zu setzen.
Im Burnout-Coaching zeigt sich oft, dass Frau Selbstfürsorge lange übergangen wurde. Doch sobald sie wieder wahrgenommen wird, entsteht ein neues Bewusstsein: für sich selbst, die eigenen Grenzen – und für eine ehrliche, lebendige Kommunikation.
