Jetzt werden Sie vielleicht sagen: klar, das Handy oder endloser Social Media-Content. Auch richtig – doch ich möchte in diesem Coaching-Blogbeitrag die Kontaktunterbrechungen aus der Gestalttherapie vorstellen. Denn diese Prozesse unterbrechen in erster Linie den guten Kontakt zu uns selbst – und damit auch zu unseren Mitmenschen, etwa in der Partnerschaft oder in der Teamarbeit.

Man übernimmt unreflektiert Werte, Meinungen, Glaubenssätze oder Verhaltensweisen von anderen, ohne sie wirklich zu hinterfragen oder zu „verdauen“. Das spart kurzfristig Energie – doch langfristig verhindert es das Ausbilden einer eigenen, authentischen Persönlichkeit.

Beispiel: Ein junger Mann glaubt, dass es „schwach“ sei, Gefühle zu zeigen, weil er diesen Satz oft von seinem Vater gehört hat. Obwohl er traurig ist, unterdrückt er seine Tränen, weil er denkt, das sei falsch – ohne zu hinterfragen, ob diese Sichtweise überhaupt zu ihm passt.

Coaching-Ziel: Das „Geschluckte“ darf geprüft, reflektiert und durch eigene Werte und Glaubenssätze ersetzt werden. So entsteht ein echtes Selbst-Bewusstsein – eine wichtige Voraussetzung für authentischen Kontakt in der Beziehung. Außerdem stärkt es die Selbstwirksamkeit und fördert die persönliche Reife.

Eigene Gefühle oder Anteile werden unbewusst auf andere übertragen, um sie nicht selbst fühlen oder anerkennen zu müssen. Das erschwert ehrliche Begegnung – besonders in engen Beziehungen.

Beispiel: Eine Frau ist wütend, merkt das aber nicht bewusst. Stattdessen empfindet sie ihren Partner als aggressiv und geht ihm aus dem Weg – dabei trägt sie selbst die angestaute Wut in sich.

Coaching-Ziel: Im Coaching geht es darum, das „Eigene“ wieder zu sich zurückzuholen. Nur wer sich seiner eigenen Gefühle bewusst ist, kann auch Verantwortung dafür übernehmen – und dem Gegenüber wirklich offen begegnen.

Man richtet Gefühle oder Impulse, die eigentlich nach außen gehören, gegen sich selbst. Anstatt Klartext zu sprechen oder sich zu zeigen, zieht man sich zurück – oft mit inneren Vorwürfen.

Beispiel: Ein Mann ist enttäuscht von seiner Freundin, traut sich aber nicht, das anzusprechen. Stattdessen macht er sich selbst klein, zieht sich zurück und fühlt sich überempfindlich.

Coaching-Ziel: Sich der Rückhaltung bewusst zu werden und die unterdrückte Energie über passende Wege nach außen zu bringen – etwa in Worte, Handlung oder Körperausdruck – ist ein zentraler Schritt für einen gesunden Selbstkontakt.

Ablenkung statt Kontakt: Man schweift aus, macht Witze oder redet um den heißen Brei, sobald es ernst oder emotional wird. Das kann auch im Team-Kontext sichtbar werden – etwa in Meetings, in denen zentrale Themen ständig „weggelacht“ werden.

Beispiel (Paar-Kontext): In einem wichtigen Gespräch bringt eine Person ständig Witze oder redet über Nebensächlichkeiten, sobald es um Beziehung oder Gefühle geht. Das erschwert echte Nähe.

Beispiel (Team-Coaching): In einem Teammeeting wird jedes kritische Thema sofort ins Lächerliche gezogen. So bleiben Missstände unausgesprochen – und die Zusammenarbeit leidet darunter.

Coaching-Ziel: Ob im Paar- oder Team-Coaching: Ziel ist es, Ausweichbewegungen zu erkennen und zu lernen, den Fokus bewusst zu halten – auch wenn es herausfordernd wird. So entsteht echte Klarheit und Verbindung.

Man verliert sich in der Anpassung – an Partner, Vorgesetzte oder Erwartungen. Die eigene Meinung, das eigene Gefühl treten in den Hintergrund. Das klingt nach Harmonie, führt aber oft zu innerer Leere.

Beispiel: Eine Frau sagt zu allem Ja, was ihr Freund vorschlägt – obwohl sie innerlich oft anders empfindet. Doch sie bringt es nicht ein und spürt mit der Zeit kaum noch, was sie wirklich will.

Coaching-Ziel: Im Coaching geht es darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich als eigenständige Person wahrzunehmen – gerade in nahen Beziehungen. Denn echte Nähe braucht Klarheit über das „Ich“.